Sicherheit ist die oberste Maxime im Luftverkehr, und dabei geht es nicht nur um die Verhütung technischer Probleme. Auch der Terrorismus gehört zu den Bedrohungen, denen Passagiere und Crew in der Luft ausgesetzt sind. An dieser Stelle sind durchschlagenden Strategien gefragt! Nach den Anschlägen auf das World Trade Center im Jahr 2001 hat sich Deutschland dazu entschieden, sogenannten Sky Marshals einzusetzen, um möglichen Attentätern an Bord das Handwerk zu legen. Wer sind die Spezialisten – und was genau sollen sie tun, wenn es zum Ernstfall kommt?

Ein Sky Marshal sieht aus wie ein normaler Passagier

Der Sky Marshal ist ein spezieller Flugsicherheitsbegleiter, der nicht von der Airline, sondern von der Bundespolizei gestellt wird. Er entstammt einer Sondereinheit, die im Oktober 2001 gegründet wurde, um für mehr Sicherheit im Flugzeug zu sorgen. Damals waren 200 Mann zu diesem Zweck eingeplant, die in Zivilkleidung an Bord gehen, als seien sie ganz normale Passagiere. Doch das täuscht sehr: Die Polizisten sind speziell in Kampftechniken geschult und besonders stressresistent. Ihnen darf auch dann kein wichtiges Detail entgehen, wenn sie viele Stunden im Flieger sitzen, ohne dass etwas Spektakuläres geschieht. 

Der Einsatz der Zivilpolizisten über den Wolken ist umstritten. Hinzu kommt, dass es seit Bestehen der Einheit keinen Versuch eines Anschlags mehr gegeben hat, den ein Sky Marshal hätte verhindern müssen. Allerdings konnten Sicherheitsbegleiter einige Male Randalierer an Bord von ihrem Treiben abhalten. Und das ist immerhin schon einmal ein Gewinn.

Umstrittene Retter! Die Argumente der Kritiker

Kritiker brachten von Anfang an zwei Hauptargumente gegen die bewaffneten Flugsicherheitsbegleiter: Sie befürchteten, dass bei einer eventuellen Schießerei technische Leitungen oder die Außenhaut des Fliegers beschädigt würden. Im schlimmsten Fall könnte dies zu einem Absturz führen. Außerdem, so die Skeptiker, habe der Pilot an Bord immer die Polizeigewalt. Darum müsse der Sky Marshal eigentlich erst im Cockpit nachfragen, bevor er eingreift. Der Generalsekretär des Airline-Verbands Barig gab bekannt, dass beide Probleme inzwischen »geregelt seien. Wie die Lösungen genau aussehen, darüber liegen keine Informationen vor. Es handelt sich um sicherheitsrelevante Themen, die nicht öffentlich besprochen werden. 

Air Marshal als »nachgeordneter Bestandteil der Gesamtlösung«

Bleibt nur noch das Argument, dass die Terrorismusbekämpfung am Boden stattzufinden habe: Verdächtige Personen sollen rigoros vor dem Boarding ausgesiebt werden, sodass der Sky Marshal im Flugzeug überflüssig wird. Das klingt jedoch eher wie eine Utopie als wie handfeste Wirklichkeit. Die Lufthansa jedenfalls gibt offen zu, dass die Flugsicherheitsbegleiter weiter im Einsatz sind. Und solange die Terrorismusgefahr nicht vollends gebannt ist, wird dies wohl weiter so bleiben. Jörg Handwerg als Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit ließ verlautbaren, dass die Sky Marshals »maximal ein nachgeordneter Bestandteil einer Gesamtlösung« seien. Die Sicherheitsmaßnahmen sind und bleiben komplex. 

Bei welchen Flügen sind Sky Marshals mit an Bord? 

Prinzipiell besteht bei jedem Flug die Möglichkeit, dass ein verdeckter Sky Marshal mit an Bord ist. Also auch bei einem einfachen Kurztrip nach Mallorca. Die Bundespolizei trifft die Entscheidung, wo sie ihre Beamten einsetzt, dabei nutzt sie den Überraschungsmoment als Abschreckungsfaktor. Denn: Egal, welche Maschine ein Terrorist für seine Zwecke auch wählt, er kann sich nie sicher sein, ob er unterwegs nicht doch auf einen ernstzunehmenden Gegner trifft. 

Es steht zu vermuten, dass Strecken mit besonderem Gefährdungspotential häufiger mit Zivilpolizisten bestückt sind. Dazu gehören nicht nur Flüge in die USA und zurück, sondern auch Flüge in die arabische Welt sowie nach Israel.

Airlines müssen Nebenkosten für die Einsätze tragen

Die Fluggesellschaften monieren die Kosten, die sie zu tragen haben. Nicht nur, dass die Sicherheitsbegleiter oft teure Sitzplätze in Cockpit-Nähe einnehmen, die Airlines müssen auch für die Flugnebenkosten der Sky Marshals aufkommen. Zoll- und Einreisegebühren sowie Steuern und die Start- und Landeentgelte werden nicht von der Polizei übernommen, sondern sie bleiben an den Unternehmen hängen. Dabei kommen je Flug manchmal sogar mehrere tausend Euro zusammen. Die Lufthansa forderte in diesem Zusammenhang 2,3 Millionen Euro vom Staat zurück, doch der Bundesgerichtshof wies ihre Klage ab. Die deutsche Airline kommt also um die geschätzten jährlichen Zusatzkosten von 300.000 Euro nicht herum.

Das Oberlandesgericht Brandenburg empfahl der Lufthansa, die Steuern, Gebühren und Einnahmeausfälle in die Flugpreise mit einzuberechnen. So tragen schlussendlich die Passagiere die Kosten für ihre zusätzliche Sicherheit. Ein gerechter Deal? Auch in diesem Punkt wird es sicher verschiedene Meinungen geben.